(placeholder)

Sr. Silvia Probst

Français

English

zur Hauptseite

(placeholder)

Aktuell

(placeholder)

Wo liegt Yanga?

(placeholder)

Portrait von Yanga

(placeholder)

Geschichte von Yanga

(placeholder)

Unterstützungsverein in der Schweiz

(placeholder)

Informationsschreiben

(placeholder)

Geschichte des Kongo

(placeholder)

Sr. Silvia, ein Phänomen   (von Abbé Nyeme Tese)

Ende 1977 kam Sr. Silvia zu uns ins damalige Zaïre und nach Yanga. Sie war 60-jährig und somit sehr erfahren, selbstsicher, viel gereist und weltoffen; im besten Sinn des Wortes ein Kind ihrer Heimatstadt Basel in der Schweiz. Die Fäden für den Einsatz in Yanga hatten die Schwestern der Barmherzigkeit vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl gezogen. Sr. Silvia kam mit der festen Absicht nach Yanga, höchstens ein Jahr zu bleiben. Doch glücklicherweise durfte das Volk von Sankuru von ihrer unvergleichlichen Arbeitskraft und ihrer Fähigkeit, das Evangelium wahrhaft zu leben, bis 1989 ganz direkt profitieren. Während dieser elf Jahre schaffte es Sr. Silvia, der Coopérative de Yanga (COYA) ihr heutiges Gesicht zu verleihen.

Als zutiefst gläubige Frau und beflügelt von heiligem Eifer machte sie sich Tag für Tag mit ausserordentlichem Einsatz ans Werk. Sie war stolz darauf, jeden Tag um fünf Uhr als Erste aufzustehen und um Mitternacht als Letzte zu Bett zu gehen. Trotzdem gönnte sie sich nie eine Siesta, obwohl sie gerne zu sagen pflegte: „Sag niemals nie!“

Kurz das Wichtigste

(placeholder)

Was hat Sr. Silvia nun aber genau für uns in Yanga getan?

Als erfahrene Schwester auf dem Gebiet der integralen Entwicklungsarbeit in Afrika hat Sr. Silvia dem landwirtschaftlichen Sektor neue und entscheidende Impulse verliehen; sowohl im Ackerbau als in der Tierzucht. Seit die COYA im Jahr 1976 als landwirtschaftliches Projekt „Gib uns heute unser tägliches Brot“ gegründet wurde, lag der Schwerpunkt der Aufbauarbeit auf diesem Gebiet. Sr. Silvia tat alles, um den Anbau von Kaffee, Reis, Palmen und anderen Bäumen, Mais, Soja, Ananas, Zuckerrohr und Maniok zu fördern. Nie war die COYA mehr auf Landwirtschaft ausgerichtet als damals, und niemals mehr waren die Ernteerträge höher als Ende der 70-er-Jahre, als Sr. Silvia in Yanga arbeitete.

In gleichem Mass aber wird Sr. Silvia auch als Baumeisterin in die Geschichte eingehen. Wo immer sie arbeitete, sei es in Uganda, bei uns im damaligen Zaïre und später in England: Sie war eine Frau der Tat und verwirklichte eine grosse Zahl von Bauvorhaben. Die COYA verdankt ihr praktisch alle Bauten aus dauerhaftem Material, sei es in Yanga, am Hafen von Samangua, in Bena-Dibele, in Lodja und in Kinshasa.

Sr. Silvia arbeitete beim Bauen nach ihrem eigenen System. Dieses überzeugte durch eine Aufteilung der Arbeiten und deren gleichzeitige Koordination. Noch heute hält sich die COYA an dieses Muster: Eine Reihe von zeitlich ideal koordinierten Arbeitsverträgen ergibt ein rasches und überzeugendes Ergebnis. Fundament, Mauerwerk, Dach, Fenster, Verputz; alles bis hin zur Bemalung und zur Herstellung des Mobiliars wird vertraglich mit den jeweiligen Equipen geregelt. Qualität wird ebenso verlangt wie Pünktlichkeit, und nur wenn beides stimmt, wird die vereinbarte Summe voll ausbezahlt. Auf diese Weise haben die COYA-Angestellten gelernt, dass in der Kombination von Sachkompetenz und Effizienz das Geheimnis eines guten Handwerkers liebt; eine Erkenntnis, die sich tief in das Bewusstsein der COYA-Leute eingedrungen ist.

Als sensible Frau hatte Sr. Silvia stets auch ein Gespür für die menschlichen Sorgen und Nöte. Mit Unterstützung von Freunden und Hilfswerken in der Schweiz, in Deutschland und in England war sie deshalb auch auf sozialem Gebiet sehr aktiv. Der Kindergarten, die Primar- und Sekundarschule in Yanga sind Früchte dieser ihrer Aktivitäten, ebenso das Gesundheitszentrum, bestehend aus einer Gebärstation, einer kleinen Apotheke, einem einfachen Labor und einer Krankenstation, die ihren Namen trägt.

Gleichermassen schuf Sr. Silvia sich einen Namen als Fördererin des Transportwesens auf dem Wasser und in der Luft. Sie kaufte das erste Schiff der COYA, „M/B Samangua“. Dieses ist bis auf den heutigen Tag ein wichtiges Element der kleinen Yanga-Transportflotte, die später durch zwei weitere Motorschiffe und drei Barken ergänzt wurde. Heute sind die Schiffe mit ihrer grossen Transportkapazität nicht mehr wegzudenken. Sie leisten unschätzbare Dienste bei der Versorgung der ganzen Region Sankuru, die vorher für ihre Isolation und Abgeschiedenheit berüchtigt war. Bis zu ihrem Tod kämpfte Sr. Silvia auch dafür, dass die COYA ein Kleinflugzeug bekam. Es nahm seinen Dienst erst nach ihrem Tod auf, dank finanzieller Unterstützung von Freunden aus den USA und ihrer Heimatstadt Basel. Diese kleine Maschine verkürzte die enormen Distanzen und leistete auch auf humanitärem Gebiet wertvolle Dienste. Gott allein weiss, wie stark die Schiffe und das Flugzeug zur Entwicklung der abgeschiedenen ländlichen Regionen von Sankuru beigetragen haben!

Man kann nie genug betonen, wie weitblickend und vernetzt Sr. Silvia dachte. Ihr Einsatz beschränkte sich denn auch nicht auf die oben aufgezählten Gebiete. Sie begann, die zahlreichen Dörfer der COYA regelmässig zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit verkündete sie die Gute Nachricht, organisierte gleichzeitig die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte und plante die Versorgung der Läden mit Waren aus der Zentrale in Yanga. Parallel dazu liefen die Bestellungen und Einkäufe von Medikamenten und von Schulmaterial, ferner die Begleitung und Evaluation von Projekten, die an den regelmässigen Generalversammlungen aller Dorfchefs in Yanga beschlossen worden waren: Unterhalt von Strassen, Brücken, Kapellen, Schulen, ...

Bei ihrer täglichen Arbeit in Yanga war sie auch verantwortlich für das gute Funktionieren der handwerklichen Betriebe, namentlich von Sägerei und Schreinerei. Bei diesen Arbeiten wurde sie immer wieder von Volontären aus der Schweiz unterstützt.

Alle in Yanga, ich eingeschlossen, wurden von dieser Frau mit ihren grossen Fähigkeiten geschult und geprägt. Ihre Leistungen für uns und unsere COYA verbieten es uns auch heute noch, Yanga in der Mittelmässigkeit versinken zu lassen.

Es darf gesagt werden, dass Sr. Silvia eine Spezialistin für die umfassende Entwicklung der Afrikanerinnen und Afrikaner war; eine ausserordentliche Ordensfrau voller Begeisterung für Christus und für unseren Kontinent. Möge sie würdige Nachfolger finden, die Afrika auch so lieben wie sie.


Yanga, den 24. März 2005

Abbé Nyeme Tese

Directeur diocésain de la Coopérative de Yanga

Sr. Silvia Probst (1917 - 1990)

Die posthume Ehrung, welche ihr an dieser Stelle zuteil werden soll, möge Zeugnis ablegen für eine Frau, die mit grossem Einsatz für das Gute in der Welt kämpfte und die als Vorbild für zahlreiche Menschen gelten kann.

Lebenslauf von Sr. Silvia Probst

Silvia Probst wurde am 1. März 1917 als jüngstes von vier Kindern der Eltern Probst - Steiner in Basel geboren. Sie besuchte dort die Primar- und die Sekundarschule, anschliessend das Gymnasium im Theresianum in Ingenbohl. 1937 trat sie als Novizin bei den Ladies of Mary (heute Daughters of Mary and Joseph) in Forest Hill, London, ein. Einen Teil des Noviziats verbrachte sie dann in Brüssel. 1940 musste sie nach England zurückkehren. Dort legte sie die ewigen Gelübde ab und begann unter schwierigen Bedingungen zu studieren. Noch während des Studiums begann sie mit Unterrichten, ab 1945 als Vollzeitlehrerin. 1948 schloss sie erfolgreich an der philosophisch / naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität von London ab.

Trotz der Erfüllung im Beruf als Lehrerin zog es sie immer mehr nach Afrika. Schliesslich erhielt sie die Erlaubnis, am Lehrerseminar von Busiga in Burundi zu unterrichten. Das war von 1952 bis 1955.

Die Erfahrungen dort zeigten ihr die Notwendigkeit einer Pflegeausbildung. Sie kehrte nach England zurück und liess sich zur Krankenschwester und anschliessend zur Hebamme ausbilden.

Schon 1959 war sie wieder in Afrika. Sie arbeitete zuerst als Krankenschwester, dann als Ausbildnerin für Gesundheitserziehung am Lehrerseminar in Fort Portal, Uganda. Zusammen mit Studentinnen organisierte sie Kurse für Kinderpflege, gründete Mütter-Clubs und organisierte die Behandlung von Patienten in ländlichen Gebieten.

1965 reiste sie auf Anfrage hin nach Teheran. Dort plante der Malteserorden ein Spital. Sr. Silvia sollte mit ihrer Erfahrung bei der Planung und beim Aufbau mithelfen. Das Projekt scheiterte, weil die zugesagten Gelder nicht zusammenkamen.

Schon im Jahr darauf wurde Sr. Silvia wieder nach Uganda gerufen; diesmal von Bischof Ogez der Diözese Mbarara. Ihr Einsatzort war das abgelegene Dorf Ibanda. Dort baute sie ein Baby Home und eine Gebärstation, welche 1968 eingeweiht wurde, und zwei Jahre später eröffnete sie im Auftrag des deutschen Hilfswerks Misereor ihr grösstes Werk, das Ibanda Hospital mit 100 Betten.

Noch im gleichen Jahr musste sie Ibanda verlassen und in der Hauptstadt Kampala das „Uganda Catholic Medical Office“ übernehmen. Während drei Jahren arbeitete sie dort als Verbindungsperson zwischen zwölf Bischöfen, dem Gesundheitsministerium und 72 medizinischen Instituten im ganzen Land. Für ihre hervorragenden Leistungen wurde ihr das ugandische Bürgerrecht verliehen. Dann wünschte sie 1973, nach Ibanda zurückzukehren, wo sie näher bei den einfachen Leuten war. Dort eröffnete sie 1975 ein Aufnahmezentrum für Waisenkinder. Gleichzeitig startete sie in Zusammenarbeit mit UNICEF ein Pilotprojekt für die Ausbildung von Ernährungsberatern und eine Musterfarm in Beshese, nahe bei Ibanda. Dieser landwirtschaftliche Betrieb wurde während der folgenden Kriegsjahre unter Idi Amin überlebenswichtig für ihr gesamtes Werk in Uganda.

Die Schulung von jungen Leuten lag ihr stets sehr am Herzen. Besonderen Wert legte Sr. Silvia auf die weniger kopflastigen Fächer wie erste Hilfe, Ernährung, Landwirtschaft, Tierzucht und Handwerk (Schneiderei und Holzbearbeitung).

Die Schule und das Spital in Ibanda werden heute von Einheimischen geführt, die nach wie vor eng mit Sr. Silvias Kongregation, den „Sisters of Mary and Joseph“, zusammenarbeiten.

Das Diktatur-Regime von Idi Amin wurde zusehends brutaler, und die Ausländer waren ihres Lebens nicht mehr sicher. 1977 musste deshalb auch Sr. Silvia das Land verlassen. In England wartete ein Auftrag auf sie. Es war die Zeit, als infolge der veränderten Bedürfnisse das von ihrer Kongregation geführte Coloma Lehrerseminar in West Wickham geschlossen werden sollte. Sr. Silvia erkannte schnell die einmalige Gelegenheit, in den frei werdenden Gebäuden Wohn- und Pflegeplätze für Senioren zu schaffen. Sie erarbeitete ein Konzept, um zwei Studentenwohnheime zu einem Altersheim umzubauen, welches sie St. Anne's nannte. Während diese Umbauarbeiten ausgeführt wurden, war Sr. Silvia keineswegs untätig. Sie kam öfters in die Schweiz, bemühte sich bei den Hilfswerken um Mittel für ihr geliebtes Afrika und weilte jeweils auch im Kloster der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl, wo ihre leibliche Schwester (Sr. Irmgard Probst, 1911 - 1997) als Lehrerin wirkte. Dort war es auch, wo sie den kongolesischen Priester Abbé Jean-Adalbert Nyeme Tese kennen lernte. Ihr Herz schlug für Afrika. Eine Rückkehr nach Uganda war vorderhand nicht absehbar. Auf Anfrage der Generalleitung der Schwestern von Ingenbohl erhielt Sr. Silvia von ihren Vorgesetzten die Erlaubnis, am Aufbau der Kooperative Yanga in Kasayi Oriental, dem damaligen Zaïre, mitzuarbeiten.

Als Sr. Silvia im Januar 1978 in Yanga ankam, herrschte dort Hunger. Durch den Kauf von zehn Tonnen Reis konnte sie die grösste Not lindern. Dann begann sie ihre Basisarbeit mit den Bauern und besorgte neues Saatgut. Es folgte der Bau von Häusern, Büros, einer Krankenstation, Depots, Läden, Fahrstrassen und Holzbrücken. Ihr grosses Wirken in Yanga wirkt sich bis auf den heutigen Tag positiv aus.

Nach zwei Jahren musste die Nimmermüde nach England zurückkehren und den St. Anne's Court in West Wickham als Leiterin übernehmen; eben jenes Heim für Senioren, das sie wenige Jahre zuvor geplant hatte.

Bis zu ihrem Tod 1990 lebte und arbeitete Sr. Sylvia hauptsächlich in West Wickham bei London in „ihrem“ Altersheim. Sie weilte aber immer wieder für längere Zeit in Zaïre und in Uganda, um die weitere Entwicklung ihrer Projekte zu begleiten.

1982 wurde sie für ihr Wirken in England und in Afrika als Katholische Frau des Jahres 1982 geehrt. Bei dieser Gelegenheit antwortete sie einer Journalistin auf die Frage nach einem Konzept für ihr Tun: „Ich habe einfach dort geholfen, wo Not sich zeigte, und irgendwie führte ein Projekt dann immer zu einem nächsten.“

Am 22. Februar 1990, nach langen Monaten tapfer ertragener Krankheit, gab Sr. Silvia ihre Seele dem Schöpfer zurück. An ihrem Krankenbett im Hospice „St. Christopher's“ in London begleitete sie während ihrer letzten Tage ihr treuer und dankbarer Freund aus Zaïre, Abbé Jean-Adalbert Nyeme Tese.


Die folgenden Ausschnitte aus Briefen an Freundinnen in Europa mögen einen kleinen Einblick in Sr. Silvias nimmermüdes Schaffen in und für Afrika geben.

     Yanga, 14. Januar 1978


Meine lieben Schwestern in England, Uganda, Kalifornien,

Vielleicht wundert ihr euch, was ich im entfernten Zaïre mache und wie ich dahin kam. Es ist wirklich anstrengende Pionierarbeit hier, aber eine grosse Herausforderung. Wenn du einmal erkannt hast, dass da Not herrscht und dass du einen Beitrag zu ihrer Verminderung leisten kannst, dann nimmst du alle Anstrengungen und das Ungemach auf dich.

Der Flug von Kinshasa nach Lodja dauerte 2 1/2 Stunden, das Flugzeug war klein und hatte kaum 30 Passagiere. Wir hatten Glück, einen klaren Tag zu erwischen. Was das heisst, realisierte ich erst bei der Landung auf einem Sandstreifen mit gerade mal einem Windsack und zwei mit Gras bedeckten Lehmhütten als „Flughafengebäude“. Es gibt keine Sprechverbindung zwischen dem Piloten und der Bodenstation. Der Pilot muss seine Flugrichtung selber finden und die Fixpunkte in der Landschaft kennen.

Das Projekt ist etwa 2 km vom Dorf Yanga entfernt. 1976 opferte Herr Notter aus Merenschwand AG seine Ferien und baute zusammen mit den Einheimischen eine Holzbrücke über den kleinen Fluss, welcher das Projekt vom Dorf Yanga trennt. Auf dem Projekthügel bauten sie einige Hütten aus lokalem Material, und eine davon ist das Haus, welches ich jetzt bewohne. Ich bin die einzige Europäerin hier. Die ersten vier Tage verbrachte Abbé Nyeme zusammen mit einem Neffen hier. Das bedeutete mir eine grosse Hilfe. Ich war sehr beeindruckt, diesen Professor in Moraltheologie zu sehen, wie er zusammen mit einer Gruppe von Männern drei Fischteiche schaufelte. Sie kamen jeweils hungrig, dreckig und durstig von ihrer Arbeit zurück, aber alle waren sehr glücklich, als das Werk in drei Tagen beendet war.

Es gibt überaus viel zu tun, und ich bin sehr zufrieden, ein sehr einfaches Missionarinnenleben ohne viel Komfort führen zu können. An Stelle eines Bettes baute man mir ein Ding aus Stecken und Palmzweigen, darauf legte ich eine dicke Schaumstoffmatte. Aber ich konnte die Knebel durch diese hindurch immer noch spüren.

Ich koche auf drei Steinen im Freien hinter dem Haus. Neben einem grossen und einem kleinen Tisch sowie einigen Stühlen im Haus habe ich überhaupt keine Möbel. Nach der Arbeit kommen die Dorfbewohner, um behandelt zu werden. Jede zweite Frau scheint schwanger zu sein und sie fangen jetzt an, für pränatale Untersuchen zu kommen. In meinem Schlafraum habe ich einige Schnüre gespannt. Daran hänge ich meine Habseligkeiten. Ich habe jetzt einen Schrank bestellt und - ob ihr es glaubt oder nicht - einen Kühlschrank, der mit Petrol betrieben wird. Wann wird der ankommen? Erst wenn ich gegangen bin, vielleicht. Aber ich möchte diesen Platz für meine Nachfolger ein bisschen lebbarer gestalten. Bruder Joseph von den Passionisten ist daran, für uns in Yanga eine Art Backofen zu bauen, auf dem wir dann mit Holz kochen können. Das wird ein Stück besser gehen als auf den Steinen am Boden. Nahe bei den Fässern, aus denen wir das Wasser schöpfen, habe ich einen Tisch aus Bambus, auf dem ich die Teller, Kochtöpfe usw. in der Sonne trocknen kann. So gibt es jede Woche Verbesserungen.



     Yanga, 25. Februar 1978


Vor zwei Tagen erhielt ich meinen ersten Luxus: einen Wasserfilter! Der Kühlschrank (mit Petrol betrieben), welchen ich Ende Dezember (in Kinshasa) gekauft hatte, konnte nicht nach Lodja spediert werden, weil jene Flugzeuge zu klein sind...

Da das religiöse Wissen und die Überzeugung der Leute sehr gering sind, legen wir jetzt ein besonderes Gewicht auf „Glaubensunterweisung in der Familie“ und geben ganz einfache Kurse für Mütter. Kein Priester kam je nach Yanga, bevor Abbé Nyeme dieses Projekt angefangen hat. Es hat da auch keinen Katecheten.



     Kinshasa, 4. Juli 1978


Im Moment sind wir (in Kinshasa) mit dem Kauf von Treibstoff und Baumaterial beschäftigt, um eine 200-Tonnen-Barke zu füllen. Das ist ein Kahn, der von einem Motorschiff gestossen wird. Wir schafften es, 65 Tonnen Zement für die Diözese und für uns zu kaufen. Es kostete mich buchstäblich eine ganze Woche, um Benzin, Diesel und Petrol zu besorgen.

Jetzt rennen wir in der Stadt herum, um alle Güter zu kaufen. Morgen beginnen wir mit dem Beladen der Barke, mit der alles nach Bena Dibele transportiert wird. Das liegt 350 km von Yanga entfernt. Die Schiffsreise dauert etwa 14 Tage oder mehr. Im Moment ist Trockenzeit und es gibt Befürchtungen, dass der Fluss stellenweise zu wenig Wasser führen könnte. Am 8. oder 10. (Juli) werden wir mit dem Lastwagen die acht Tage dauernde Reise nach Yanga wagen. Es ist ratsam, dass ich den Lastwagen begleite, denn es wird einfacher sein für mich, durch die vielen Militärsperren zu kommen, als für die einfachen afrikanischen Chauffeure.



     Yanga, 25. April 1979


Ich kann mich nicht mehr länger mit dem einfachen Missionsleben in einer Lehmhütte brüsten. Kürzlich zog ich in das neue Haus aus dauerhaftem Baumaterial um. Ein Schweizer Hilfswerk gab uns 84'000 Fr. für den Bau einer Sägerei. Diese wird im Juni installiert, und wir erwarten jetzt noch die Maschinen für eine Schreinerei. Wir sind von tropischem Wald umgeben und werden dann in der Lage sein, unsere eigenen Bretter usw. zu produzieren. Wie du siehst kommen wir gut vorwärts dank meiner Gesuche und persönlichen Kontakte. Der Herr ist sehr gut zu uns. Unsere Kaffee-Pflanzung gedeiht. Im vergangenen Jahr verpflanzten wir 1'472 Kaffeesträucher, und ich habe eine Gruppe von fünf Männern, welche neue Flächen für viele weitere Bäume vorbereiten. Das wird in der ferneren Zukunft eine gute Einnahmequelle sein. Wir können unsere ersten Erträge 1981 erwarten.

Ein bedeutender Fortschritt: Wir haben jetzt in Yanga ein Funkgerät, welches uns mit etwa 10 Missionen bis hin ins 600 km entfernte Kananga verbindet. Wir können auch mit Kinshasa Verbindung haben, aber nur indirekt, weil unser Gerät nicht genügend stark ist. Immer am Samstagmorgen zwischen 9 und 10 Uhr kontaktiert uns Abbé Nyeme (von Kinshasa aus) via Kananga. Wir sprechen mit dem Pater in Kananga, der vermittelt unsere Botschaft nach Kinshasa und gibt uns dann die Antwort. Wir können auch unserem Lastwagen auf dem Weg von und nach Bena Dibele folgen. Der Fahrer ruft von jeder Mission aus an, welche über ein Funkgerät verfügt, und teilt uns mit, wann er dort ankam und wann er weiterfährt.



     Nairobi, 17. Dezember 1986


In Zaïre war das Leben sehr hektisch. Unser kleines Schiff „Samangua“, das eine 110-Tonnen-Barke schob, fuhr den Zaïre-Strom hoch, dann durch die Flüsse Kasayi und Sankuru hinauf und wagte die Reise auf dem engeren Lubefu-Fluss, der sich durch tropische Wälder schlängelt und 30 km an unserem Projekt vorbeifliesst. Um von dort eine Verbindung nach Yanga zu schaffen, mussten wir eine Brücke über den Bach Luthsu reparieren und Strassen wieder herstellen, welche mannshohe Gräben aufwiesen. Dazu mussten wir zusätzlich zehn Meilen Fahrweg durch dichten Wald schlagen. Während unsere Leute von Yanga mit diesem Strassenprojekt beschäftigt waren, reiste ich via Lodja nach Bena Dibele, die Hafen-“Stadt“ am Sankuru-Fluss (zwei Tage Fahrt in einem Jeep auf zumeist schrecklichen Strassen), um das Entladen des Schiffes zu überwachen.

Einer der Hauptgründe, warum Abbé Nyeme (auch) nach Bena Dibele kommen sollte, war die Tatsache, dass ich in der Vorwoche beim Entladen der Barke eine interessante Parzelle am Flussufer gefunden hatte. Darauf standen zwei Häuser aus dauerhaftem Material (Zementblöcke) und ein grosses Depot, das erst teilweise, nämlich bis zum Dachansatz, fertig gebaut war. Ich war überzeugt, dass wir dieses Stück Land kaufen sollten, und Abbé Nyeme stimmte mir zu, dass das ein wirklich passendes Grundstück sei. Bisher waren wir stets von der Mission abhängig gewesen, die 3 km vom Flussufer entfernt liegt. Wir verhandelten mit dem Besitzer und signierten einen Vertrag, dass wir bis Ende Dezember die Summe von 650'000 Zaïre (ca. 12'000 CHF) zahlen. Es wurde unserem Agenten erlaubt, noch am gleichen Tag in eines der Gebäude zu ziehen und wir durften auch am Depot weiter bauen. Wie gewöhnlich vertraute ich auf die göttliche Vorsehung, dass wie bis Ende Dezember die Kaufsumme zusammen hatten.

Seit September hatte ich umsonst versucht, mein Auto zu verkaufen. So unternahm ich eine Woche vor meiner Ausreise aus Zaïre einen letzten Versuch. Es war wieder Vorsehung, dass ich eine Woche früher nach Kinshasa kam und einen Käufer fand, der bar zahlte. Tatsächlich machte ich einen Gewinn von 513 SFr., obwohl ich 7'500 km in Europa und Kinshasa gefahren war. Wir sandten das Geld nach Bena Dibele, um dem Landkauf zu tätigen. Wir hatten sogar mehr Geld als wir brauchten. Die Fläche des Grundstücks ist ungefähr 64 m x 46 m.


    London, 22. Februar 1990

    Abbé Nyeme schreibt über die letzten Stunden von Schwester Silvia

    im „St. Christopher's Hospice“ in London.

Die Schwestern Kathleen, Mary Peter und Margaret haben das Zimmer verlassen, um ins Kloster zurückzukehren. Ich blieb allein bei ihr.

Sr. Sylvia hatte besonders starke Schmerzen von den Hüften an abwärts bis zu den Füssen. Sie bat mich, ihr zu helfen sich aufzurichten und den blutigen Mund mit natronsaurem Wasser zu spülen, dann bat sie mich, sie wieder hinzulegen und den Kopf sorgfältig aufs Kissen zu legen. Sie dankte. Sie dankte sehr freundlich für jeden kleinen Dienst, den ich ihr erwies: die Nase putzen, einen Eiswürfel reichen.

Sie folgte dem Gebet und ich achtete darauf, sie von Zeit zu Zeit zu fragen, ob sich mich höre, und sie nickte dann mit dem Kopf.

Später kam Sr. Bridie, die lange Zeit zusammen mit Sr. Silvia in Burundi gelebt hatte. Nach einer Zeit der Stille begannen wir zu sprechen und ich benutzte die Gelegenheit, Sr. Bridie mitzuteilen, was mir eine Krankenschwester über den bevorstehenden Tod gesagt hatte. Daraufhin fragte mich Sr. Bridie, ob ich es ertragen könne, beim Sterben dabei zu sein, und ich antwortete mit Ja, denn ich sagte mir, dass meine ganze Reise von Afrika hierher ja zum Ziel hatte, Sr. Sylvia bis zum Tod zu begleiten, und jetzt, wo dieser Moment gekommen war, wollte ich diesen Moment der Gnade mutig miterleben.

Dann sang ich zusammen mit Sr. Bridie: Maranatha, Maranatha, Maranatha, Herr Jesus! als Refrain eines Fürbittgebetes.

Währenddessen änderte sich die Atmung von Sr. Silvia plötzlich, sie wurde schwerer und setzte zeitweise aus. Ihre Augen waren schon seit einiger Zeit geschlossen. Jetzt schloss sich auch ihr Mund, obwohl sie seit etwa drei Stunden offensichtlich nicht mehr durch die Nase atmen konnte.

Sr. Bridie sagte, sie hole eine Krankenschwester, und ich blieb eine kleine Weile betend allein mit Sr. Silvia: Herr, nimm deine Dienerin zu dir. Sie hat dir bedingungslos gedient, ja, nimm sie auf.

So starb Sr. Silvia, sehr fromm, in einem Klima von Glauben und christlicher Hoffnung, am 22. Februar 1990 um 21.20 Uhr, nachdem sie Gott und dem Nächsten mit unerreichter Hartnäckigkeit gedient hatte. Der Herr schenkte ihr die Gnade, ihre letzten Tage in immer intensiverem, tieferem Gebet und meditierend zu leben. Sie ist wahrhaft christlich und heilig gestorben.

Bild rechts:

Abbé Nyeme, Sr. Silvia und Mama Akatshi (Mutter von Abbé Nyeme) 1988 in Kinshasa.